Dekantieren

französisch „décanter“ «1701 erstmals erwähnt, lat.: „decanthare“, (canthus = Flaschenhals)» (abklären, sedimentieren, eine Flüssigkeit vom Bodensatz abgießen, trennen)


Korrekter „BELÜFTEN“: viele Weinfreunde entkorken schon ein paar Stunden vor dem Servieren, damit der Wein „atmen“ kann. Die Wissenschaft lehrt uns jedoch, dass dies bei der vergleichsweise kleinen Berührungsfläche zwischen Luft und Wein im Flaschenhals kaum etwas bringt, der nur in seltenen Fällen auftretende Flaschengeruch kann sich hierbei verflüchtigen.


Beim langsamen Umfüllen von der Flasche in eine Glaskaraffe mit möglichst großer Oberfläche kommt der Wein in Kontakt mit Sauerstoff, was das Aroma des Weins verstärkt, besonders bei bestimmten Weißweinen, vor allem aber viele Rotweine brauchen Luft, um ihr Aroma und ihren wahren Geschmack richtig entfalten zu können.


Ebenfalls praktisch ist es, einen Wein von seinem Bodensatz zu trennen. Denn das so genannte Depot schmeckt oft bitter und stört den ungetrübten Genuss.


Man nimmt am besten vorsichtig die Flasche einige Tage vorher aus dem Lager und stellt sie aufrecht hin. Nun schneidet man behutsam die Kapsel ab und zieht den Korken vorsichtig mit einem Korkenzieher, der Gegendruck auf den Flaschenhals ausübt, heraus. Man füllt den Inhalt mit einer zügigen Bewegung in eine Karaffe um, wobei man eine kräftige Lichtquelle hinter den Flaschenhals hält, sodass man mit dem Umfüllen aufhören kann, sobald sich der Bodensatz dem Flaschenhals nähert. Eine Kerze eignet sich dazu bestens. Hat der Bodensatz den Flaschenhals erreicht muss man aufhören, denn dieser verbleibt in der Flasche.


Die Dauer des Dekantierens hängt vom Weinthypus ab, es gibt zwar keine allgemein gültige Regel, aber als Faustregel könnte mann sagen, je oxydativer ein Wein ausgebaut ist, umso mehr Luft braucht er.


Hochwertige Weißweine, vor allem jene, welche im Barriquefass oder im „Fuder“ ausgebaut wurden, aber vor allem jene, die lange auf Feinhefe reiften, gewinnen enorm dadurch, wie zum Beispiel bestimmte Chardonnays oder Rieslinge von der Mosel.


Speziell viele Rotweinsorten aus Cahors entwickeln ihre komplexen Inhaltsstoffe erst, wenn sie im Dekanter ausreichend Zeit hatten zu atmen.


Durch den Sauerstoffkontakt verlängern sich die Gerbstoffe so, dass die Weine in dem Dekanter reifen und dadurch ein feineres Geschmacksbild präsentieren, die Tannine treten in den Hintergrund und werden integriert, die Weine werden insgesamt länger, weicher und harmonischer im Geschmacksbild. Ihre Fruchtigkeit tritt hierdurch mehr in den Vordergrund.


In meinen detaillierten Weinbeschreibungen ist speziell vermerkt, ob und wie lange ein Wein dekantiert werden sollte.

esprit du vin:

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Wir kaufen nur hochwertige Weine, denn dies sind wir Ihnen als Weinliebhaber schuldig.

© Jürgen Seuß 10/2005