Der
Kork
Weinflaschenverschluss mit Vor- und Nachteilen
Die
Korkeiche (Quercus suber L., port. Sobreiro) ist eine immergrüne
Eichenart, die bis zu 20 Meter hoch wird. Sie wächst hauptsächlich in
Südwest-Europa und Nordwestafrika. Mit
dem Namen Kork bezeichnet man den Suber oder das Suberin-Gewebe, das an
der Korkeiche mit Hilfe des Phellogen erzeugt wird. Es handelt sich um
eine schützende Schale oder Ummantelung, die dem Baum als Epidermis
dient.
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Das
Phellogen (griechisch: phellos = Kork;
-genes = hervorbringend, verursachend) oder Korkkambium ist ein
spezielles, sekundäres Bildungsgewebe in der Rinde von Holzpflanzen, das nach
außen Kork (=Phellem) und nach innen in geringem Umfang Phelloderm (nicht
verkorktes Gewebe) erzeugt.
Der
Kork ist ein pflanzliches Gewebe, das aus abgestorbenen Mikrozellen gebildet
wird; sie sind im allgemeinen polyedrisch, beim portugiesischen Kork mit 14 Flächen
und miteinander verbunden, wobei die Zellzwischenräume mit einem der Luft sehr
ähnlichem Gasgemisch gefüllt sind.
Nicht
allein die Zellstruktur des Korks gibt ihm seine bemerkenswerten und nützlichen
Eigenschaften. Viele davon gehen auf die Natur der Zellmembranen zurück.
1
Kubikzentimeter des Korkparenchyms enthält etwa 40 Millionen Zellen.
Die
chemische Zusammensetzung: 45%
Suberin; 27%
Holzstoff; 12% Zellulose und Polysaccharide; 6%
Tannine; 5% Wachse; 5% Asche und andere Substanzen.
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Verschiedenartigkeit:
Nicht
aller Kork ist gleich. Es gibt große Unterschiede entsprechend den vielen
Faktoren, die auf Wälder oder auf das Leben jeden einzelnen Baumes einwirken.
Physikalische
und mechanische Eigenschaften:
Das
Korkgewebe enthält 89,7% gasförmige Stoffe, dies erklärt auch seine sehr
geringe Dichte von etwa 0,12 bis 0,20g/cm3, woraus sich der enorme Unterschied
zwischen Volumen und Gewicht ergibt.
Elastizität:
Die
große Flexibilität der Zellmembranen macht den Kork verdichtbar und elastisch,
beziehungsweise gibt ihm die Möglichkeit, nach dem Komprimieren seine ursprüngliche
Form wiederzuerhalten – Eigenschaften, die zusammen mit anderen zeigen, wie
unentbehrlich er für die Herstellung von Flaschenkorken ist.
Sie
erlauben eine perfekte Anpassung des Korkens an den Flaschenhals. Wenn der Kork
starkem Druck ausgesetzt wird, wird das in den Zellen enthaltene Gas
komprimiert, so dass sich ihr Volumen stark verringert.
Undurchlässigkeit:
Sein
Gehalt an Suberin (komplexe Mischung aus Fettsäuren und schweren organischen
Alkoholen) macht das Korkgewebe undurchlässig sowohl für Flüssigkeiten als
auch für Gase. Deshalb wird er als das beste Material für Verschlüsse von Gefäßen
angesehen.
Porosität:
Eine
der Eigenarten des Korkens ist seine Luftdurchlässigkeit. Diese ist nicht von
der Zellstruktur abhängig, sondern von den Öffnungen oder Poren im Korkgewebe,
die man als Lentizellen bezeichnet.
Ideal
ist dieser Verschluss, welcher im Einzelfall dem Wein am besten dient, dort, wo
ein geringer kontrollierter Luftaustausch (Diffusion) erwünscht ist, da der
Wein erst durch ihn seine optimale Reife erreicht. Hier hat der atmungsaktive
Kork seine Vorteile.
Anwendung:
Damit
der Kork entsprechend genutzt werden kann, ist eine vorherige Behandlung
unentbehrlich. Nach der Schälung werden die Platten nach den verschiedenen
Anwendungsmöglichkeiten geeignet sortiert, gestapelt und bleiben so drei Monate
lang Regen, Sonne und Wind ausgesetzt. Dies verursacht im Kork bestimmte
chemische Veränderungen, die seine Qualität verbessern.
Behandlung:
Damit
der Kork für Weinflaschenverschlüsse geeignet ist, erfordert es einer
Vorbehandlung durch Kochen des Korks.
Dies
ist erforderlich, um alle organischen und flüchtigen Verbindungen aus den
Lentizellen oder Poren des Korks zu entfernen und den Kork für die Bearbeitung
geschmeidiger zu machen.
Das
Kochen erfolgt in Edelstahlbehältern. Das Wasser ist in ständiger Bewegung und
erlaubt ein kontinuierliches Abführen unerwünschter Partikel. Eine
Permanentfiltereinrichtung schöpft ständig die Festteile ab, die sich von der
Rinde durch mechanischen Abrieb ablösen. Außerdem gibt es ein Verfahren, das
ständig Flugpartikel absaugt, darunter TCA und andere VOCs (Volatile Organic
Compounds). Dieses Verfahren bewirkt ein schnelles Verdampfen der flüchtigen
Teile aus dem Rücklauf des Wassers. Damit das Wasser stets gute Lösungseigenschaften
behält, beträgt die Extraktionstemperatur 98 °C. Dadurch behält das Wasser
gute Lösungseigenschaften, sodass alle unerwünschten Komponenten extrahiert
werden können.
Nach
dem Kochen wird das Rohmaterial umgehend einem natürlichen Trocknungsverfahren
in gut belüfteter Umgebung zugeleitet.
Anschließend
wird der Kork verlesen und die Platten nach Stärke und Qualität sortiert.
Das
nun tote Zellgewebe ist nach wie vor atmungsaktiv und gestattet einen
Gasaustausch (siehe oben, Porosität) zwischen dem Flascheninneren und der
Umwelt. Weshalb auch die Flaschen liegend aufbewahrt werden sollten, damit der
Wein den Korken berührt, das Zellgewebe durchdringt und den Luftaustausch
herabsetzt.
Wenn
der Alterungsprozess beim Wein abgeschlossen ist und dieser seine optimale Reife
erreicht hat und trotzdem noch aufgehoben werden soll, empfiehlt es sich, den
Flaschenhals mit Paraffin oder besser Siegellack zusätzlich abzudichten, dies
unterbindet den Gasaustausch und hemmt den Alterungsprozess.
Die
Lebensdauer eines Korken:
Sie
ist sehr hoch, im Lauf von 20 bis 50 Jahren wird er allmählich morsch und krümelig.
Manch
große Châteaux vom Bordeaux verkorken ihre Bestände an alten Jahrgängen etwa
alle 25 Jahre neu. In vielen Fällen bleiben Korken ein halbes Jahrhundert lang
einwandfrei.
Der
Korken hat zwei große Nachteile:
Er
ist teuer und er kann fehlerhaft sein. Im letzten Fall verdirbt er den Wein
zumindest vom Geruch, meist aber auch vom Geschmack her. Er wird ungenießbar.
Im Restaurant kann der Gast den Wein zurückgehen lassen, der Händler ersetzt
korkelnde Weine nicht.
Durch
die hohe Quote von Korkfehlern (es wird teilweise von Fehlerraten von 5 bis
jenseits der 20% Quote berichtet) entsteht ein enormer volkswirtschaflicher
Schaden.
Zum großen Leidwesen für
uns alle, haben die Probleme mit korkigen Flaschen derart zugenommen, dass die
Branche übereingekommen ist, auftretende Korkschmecker nicht mehr zu ersetzen.
Wir
alle – Winzer, Händler und Verbraucher – müssen mit diesem leidigen
Problem noch einige Zeit leben. Aus gutem Grund ist es deshalb internationale
Usance (franz. Brauch, Handelsbrauch, der im Handel zwischen Geschäftsleuten in
einer bestimmten Branche z.B. Holzhandel angewandt wird) geworden,
„korkkranke“ Weine nicht mehr zu ersetzen.
Insgesamt
hat sich das Korkproblem zu einer echten Herausforderung für die Branche
entwickelt. Längst sind auch jene Winzer betroffen, die beste handverlesene,
also extrem teure Korken verwenden. Selbst größtmögliche Sorgfalt in der
Auswahl schützt vor korkelnden Weinen nicht!
Bei
manchen Herstellern gibt es eine Datenerhebung zusammen mit Einkaufsregistern
der Firmen, welche die Identifizierung eines Korkens vom Waldstück bis zur
Flasche erlaubt.
Wir
nehmen Ihre Reklamation gerne an und können, gemeinsam mit Ihnen, folgendes
tun: Bei derartigen Fällen ersetzen wir nicht die „korkelnde“ Flasche, wir
führen aber eine Tabelle, in der wir alle gemeldeten Korkschmecker notieren, um
sie anschließend den entsprechenden Winzern mitzuteilen. Bitte notieren Sie
dazu unbedingt die Nummer des Korkherstellers (sofern ersichtlich), Jahrgang und
Wein, damit wir entsprechende Rückmeldung geben können. Besser
ist es jedoch wenn Sie uns den „befallenen“ Korken mitbringen.
Wenn
wir dann von unseren Winzern Ersatz erhalten, ersetzen wir auch Ihnen die
entsprechende Flasche. So kann der Winzer entsprechend reagieren, er kann dem
Korkhersteller Rückmeldung geben und wir alle werden für das Problem ursächlich
sensibilisiert.
Wir
danken für Ihr Verständnis und hoffen, dass mit der Zeit eine Verbesserung
eintritt. Die Forschung scheint den Ursachen für den Korkton allmählich auf
die Spur zu kommen.
Ursache:
Die
Bildung von 2,4,6-Trichloranisol (TCA) (eine schimmlig-muffig riechende
Substanz), gilt als die Hauptverursacherin für diesen bekannten und leider auch
häufigen Weinfehler, den „Kork“-Geschmack im Wein. Wie es genau zum Eintrag
des Trichloranisol in der Rinde der Korkeiche kommt, ist immer noch nicht vollständig
erforscht.
Manchmal
überleben aber auch Schimmelpilze in einer oder zwei der vielen Zellen aus
denen er besteht.
Wenn
diese Zellen mit dem Inhalt der Flasche in Berührung kommen, dann nimmt der
Wein den Korkgeschmack an.
Verantwortlich
für diesen Korkgeschmack ist ein Pilz (Armillaria melleo), welcher sich in der
Korkrinde der Eiche eingenistet hat und die Zellen zerstört, sodass diese
faulen.
Der
Korkton wurde lange Zeit auf das Bleichen der ausgestanzten Rohkorken mit
hypochlorigen Verbindungen, z.B. Kaliumhypochlorid, zurückgeführt.
Mittlerweile aber werden Korken überwiegend chloridfrei mit aktiviertem
Wasserstoffperoxid gebleicht. Dies hat die Häufigkeit des Auftretens des
Korktons aber nicht wesentlich reduziert. Die Bildung von 2,4,6-Trichloranisol (TCA)
findet wahrscheinlich schon am Baum statt und könnte auf verschiedene Ursachen
zurückgehen. Eine mögliche Ursache sind Buschfeuer, die im Süden der
iberischen Halbinsel, wo die meisten Korkeichen wachsen, relativ häufig
vorkommen und in der Korkrinde zur Bildung von 2,4,6- Trichloranisol führen.
2,4,6-Trichlorphenol ist für Mikroorganismen toxisch und wird von diesen bei
entsprechend hoher Konzentration oder beim Auftreten weiterer Stressfaktoren
(z.B. Hitze) durch Methylierung in das flüchtige aber nicht mehr toxische
2,4,6-Trichloranisol überführt. Nach dem Verschließen der Weinflasche mit
einem Korken, der eine signifikante Menge TCA enthält, migriert ein Teil des
TCA innerhalb relativ kurzer Zeit (innerhalb von 7-14 Tagen) in den Wein hinein.
Leider besitzt 2,4,6-Trichloranisol einen der niedrigsten bekannten
Geruchsschwellenwerte und ist für viele Menschen in einem leichten Weißwein
bereits ab einer Konzentration von 2-3ng/l als sehr unangenehmer Geruch
wahrnehmbar.
Die
Wahrnehmungsschwelle für TCA ist sehr niedrig, so reichen - auch bei
untrainierten Personen - bereits 7-10ng/l, um den betreffenden Wein als
untrinkbar einzuschätzen. Darüber hinaus gibt es Fehler, die als
„schleichender Kork“ bezeichnet werden, darunter werden nicht klar
definierbare, stumpfe, teilweise etwas muffige Noten, die oft erst im direkten
Vergleich mit intakten Flaschen erkannt werden können, verstanden. Korkfehler können
sich an der Luft deutlich verstärken.
esprit
du vin:
Wir widmen diesem Problem bei unserem Einkauf
vor Ort, also direkt beim Winzer, allergrößte Aufmerksamkeit und Sorgfalt,
dies versteht sich von selbst.
Dennoch können wir für den Schaden, welcher
Ihnen durch korkelnde Weine entstanden ist, nicht verantwortlich gemacht werden.
Bitte lasten Sie eventuell korkelnde Weine
weder unseren Winzern noch uns an.
Vielen Dank.
Wir kaufen nur hochwertige Weine, denn dies
sind wir Ihnen als Weinliebhaber schuldig.
© Jürgen Seuß 10/2005